Unter meinen Nachhilfeschülern gibt es einige, die sind top motiviert und wollen etwas lernen bzw. zeigen den Willen ihre Noten zu verbessern. Andere haben überhaupt keine Lust. Man merkt das meistens schon daran, dass den ersten Kontakt die Eltern machen.
„Mein Sohn braucht Nachhilfe“ zeigt eine ganz andere Motivation als „Ich möchte Nachhilfe“.
Ich habe da z.B. einen Kandidaten, 10. Klasse Gymnasium, der bisher keinerlei Anzeichen dafür zeigt, dass ihm Mathe irgendwie wichtig sein könnte. In der Schule tut er gerade mal das Nötigste (eher weniger) und auf die Idee selbständig etwas zu üben, ist er noch nie gekommen. Sein Vater ist derjenige, der möchte, dass er Nachhilfe bekommt. Der Junior sieht das weniger als Hilfe, eher als eine Art Bestrafung.
Gestern hat er mir vor seiner Nachhilfestunde ganz stolz erzählt, dass er am Morgen nicht in die Schule musste, weil er auf einer Demonstration war. Damit ich auch Bescheid weiß, um was es ging, ist er durch das Zimmer marschiert und hat skandiert:
„Bildung für alle und zwar umsonst!“
Ich bin froh, dass ich in solchen Situationen ein Typ mit eher überdurchschnittlicher Selbstbeherrschung bin, sonst hätte ich mich vielleicht nicht zurückhalten können und hätte ihm erklärt:
„Seit zehn Jahren wird dir Bildung angeboten – und zwar umsonst! Und wenn du nicht so unglaublich faul wärst, sondern deinen Hintern ein klein wenig hoch bekommen würdest, bräuchtest du jetzt keine Nachhilfe – und die ist ganz sicher nicht umsonst!“
Nee, ich habe nichts gesagt, sondern mich nur still schmunzelnd daran erinnert, was ich (via Lonesomewalker) in der Titanic über den Bildungsstreik gelesen habe:
„Dieser Bildungsstreik läuft bereits im zehnten Jahr! Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern zählen Reinhold Beckmann, Sonya Kraus, Mario Barth, Axel Schulz…“